Buddha sagt, die Erwartung sei die Mutter der Enttäuschung, Naja, vielleicht hat das nicht gerade Buddha behauptet, aber irgendwie ist schon was dran – und gerade jetzt, wo Weihnachten droht. Denn kurz vor Weihnachten sind viele Menschen maximal gestresst. In einer Umfrage nennt ca. jeder Dritte zu hohe Erwartungen als Grund für Familienstreit zum Fest, 14 Prozent geben zu viele Besuchsverpflichtungen als Grund an, 8 Prozent zu viel Alkohol sowie jeweils 3 Prozent Streit über das Fernsehprogramm und enttäuschende Geschenke. Ein weiteres Drittel kann sich zwar nicht so recht erklären, warum es ausgerechnet an Weihnachten scheppert – knallen tut es aber dennoch.
Klar ist es super,
wenn der Braten gelingt, eine gut gewachsene Tanne ist eine prima Sache, und natürlich hätte jeder gerne Schnee – aber das hängt eben oft von äußeren Umständen ab, die wir kaum beeinflussen können. Was wir allerdings ändern können, sind unsere Erwartungen, unser Bild vom perfekten Fest, dass es so kaum je gegeben hat. Die Vorstellung von Weihnachten aus dem Bilderbuch, von der reinen Idylle im Kreise glücklicher Menschen prägt unser Bild und unsere Erwartung; statt dessen gibt es oft Zank und Stress, und Mutti bekommt vor lauter Hektik Migräne. Aber: Dem lässt sich vorbeugen, wenn man die Sache mit ein wenig Abstand betrachtet.
Der erste Tipp lautet deshalb:
Verabschieden wir uns von der Vorstellung aus dem Bilderbuch und gleichen wir unsere Erwartung an Weihnachten mit der harten Realität ab. Wir alle wissen, wie Weihnachten sein muss – und wie es doch nie ist: Die Familie trifft sich glücklich unter dem strahlenden, kerzengrade gewachsenen Tannenbaum, Kinder und Enkel spielen selbstvergessen mit der Holzeisenbahn, während Mama in der Küche die knusprig braune Gans aus dem Ofen zaubert und draußen leise der Schnee rieselt. Aber mal ehrlich: Irgendwas ist doch immer. Entweder streiten sich die Kinder, der Braten ist vermutlich zu hell oder zu dunkel, die Tanne irgendwie schief und draußen hat es sieben Grad und Nieselregen. Und das war schon immer so, außer im Fernsehen oder eben im Bilderbuch.
Das wichtigste:
Falsche Hoffnungen vermeiden. Bleiben Sie realistisch: Schöner ist es doch, gemeinsam drüber zu lachen, wenn etwas nicht so ganz geradeaus läuft, und im Zweifelsfall tun es ja vielleicht auch mal Würstchen und Kartoffelsalat, wenn Mama dafür weniger Stress und gute Laune hat.
Zu Weihnachten treffen unterschiedliche Vorstellungen aufeinander – und auch das birgt Konfliktpotenzial. Deshalb hilft es, den Ablauf vorab gemeinsam zu besprechen. Vor allem Teenager wollen die Weihnachtsrituale oft nicht mehr mitmachen, während Eltern sich an das Fest vor Jahren erinnern und alles so lassen wollen, wie es immer schon war. Um Konflikte zu vermeiden, sollten die eigenen Erwartungen mit denen der anderen abgeglichen und gegebenenfalls Kompromisse geschlossen werden. Zum Beispiel: Heiligabend mit Bescherung und Essen gehört der Familie, danach können die Jugendlichen dann noch mit Freunden feiern.
Ebenso wichtig:
Prioritäten setzen. Nicht jede Weihnachtsfeier ist Pflicht, nicht bei jeder Glühweinrunde auf dem Weihnachtsmarkt muss man dabei sein. Und vielleicht kann man den einen oder anderen Verwandtenbesuch ja auch in das Neue Jahr verschieben. Finden Sie stattdessen heraus, was man als Familie gemeinsam machen möchte – auch wenn das Ergebnis von den eigenen Vorstellungen abweichen mag. Zeit mit der Familie ist kostbar und ein wirklich wertvolles Geschenk, wenn alle Spaß daran haben.
Ein weiteres heikles Thema:
Geschenke. Klar, für die Kinder ist die Bescherung natürlich der Höhepunkt des Weihnachtsfestes, aber: Nicht jeder Wunsch muss erfüllt werden, und weniger Geschenke besorgen zu müssen bedeutet deutlich weniger Stress. Um Enttäuschungen unterm Weihnachtsbaum zu vermeiden, sollten die Erwartungen allerdings schon im Vorfeld entsprechend gedämpft werden.
Der größte Stressfaktor aber sind die eigenen Ansprüche:
Psychologen raten: Nehmen Sie Abschied von der Perfektion, lassen Sie ruhig mal fünfe gerade sein. Muss die Wohnung für Weihnachten wirklich perfekt geputzt sein? Und muss es an drei Tagen hintereinander mehrgängige Festmenüs geben, die man planen, einkaufen und stundenlang zubereiten muss? Der Tipp: Bleiben Sie auf dem Teppich, bewahren Sie sich einen realistischen Blick für das Machbare. Ein bisschen mehr Toleranz sich selbst gegenüber tut gut.
In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!