Zugegeben – wir haben eine Weile überlegt, ob wir zum Thema Vegetarismus etwas beitragen sollten. Denn kaum ein Thema wird so kontrovers und leidenschaftlich diskutiert, die Gräben zwischen den Hardlinern auf beiden Seiten sind tief. Während die einen im Verzicht auf Fleisch und/oder tierische Produkte den Schlüssel zur Rettung der Welt erkennen, berufen sich hartgesottene Grillfans auf die Ernährungsgewohnheiten der Höhlenmenschen. Wir wollen versuchen, so wertfrei wie möglich ein wenig Licht in die Sache zu bringen und dabei ganz bewusst ethische oder makroökonomische Aspekte außen vor zu lassen: Hier soll es um die Gesundheit gehen, und um die Frage, ob und wie viel Fleisch der Mensch zum Leben braucht.
Fleisch, was sonst?
Kein Fleisch, keine Wurst, kein Fisch – was kann man denn dann noch essen außer Beilagen und Salat? Viele Menschen haben zunächst etwas irrige Vorstellungen vom Vegetarismus.
Erste Frage: Braucht der Mensch überhaupt Fleisch?
Aus wissenschaftlicher Sicht kann man derzeit nur sagen: Nein. Der menschliche Körper verträgt einen rein vegetarischen Speiseplan offenbar recht gut. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen leben Vegetarier sogar ein klein wenig länger, und eine Studie hat ergeben, dass eine vegetarische Ernährungsweise oft gesünder ist als eine Fleischmischkost. Das liegt vermutlich auch daran, dass Fleisch viele gesättigte Fettsäuren enthält, die sich bei übermäßigen Fleischverzehr in den Zellen ablagern und so zu einer Insulinresistenz führen können, einer Vorstufe der Zuckerkrankheit. Vegetarier haben dieses Problem nicht, sie nehmen hauptsächlich ungesättigte Fettsäuren zu sich. Allerdings müssen bei fleischloser Ernährung einige Dinge beachtet werden.
Vieles hängt dabei vom Kenntnisstand des jeweiligen Vegetariers über seine Nahrungsmittel ab. Für eine ausgewogene Ernährung sind zum Beispiel verschiedene Getreide notwendig. Wer auf rein vegetarisches Essen umsteigt, sollte sich also vorher gut über solche Grundsätze informieren. Und auch besondere Umstände wollen berücksichtigt werden: Frauen, die sich vegetarisch ernähren, sollten während ihrer Periode darauf achten, dass sie zusätzlich Eisen und Zink zu sich nehmen. Denn obwohl beispielsweise Sonnenblumenkerne, Eier und Linsen viel davon enthalten, können wir sie durch die ebenso enthaltenen Ballaststoffe nicht optimal aufnehmen. Streng vegetarischen Frauen in den Wechseljahren wird empfohlen, zusätzlich Vitamin D3 einzunehmen, um einer Osteoporose vorzubeugen.
Macht vegetarisches Essen überhaupt satt?
Auch wenn viele Vegetarier behaupten, ihr Essen mache genauso satt wie Fleischkost, ist das nicht ganz richtig. Erhitztes Eiweiß nämlich bleibt länger im Magen, der Körper braucht lange, um es zu verdauen. Ein Schnitzel kann bis zu sechs Stunden im Magen bleiben, bis es vollständig verdaut ist. Aus diesem Grund hält das Sättigungsgefühl denn auch länger an als bei Reis und Gemüse.
Ist vegetarisches Essen besser für die Figur?
Das ist so formuliert ein Irrtum – denn Schokolade, Pudding, Sahne und Käse sind zwar vegetarisch, jedoch hat der einseitige Verzehr von „Käse-Makkaroni-Auflauf“ drastische Auswirkungen auf die Figur. Da ist mageres Fleisch deutlich besser. Unterm Strich bleibt die Binsenweisheit: Bei allen Ernährungsformen kommt es immer auf die Menge an, in der man etwas isst.
Ist der plötzliche Verzicht auf Fleisch schädlich?
Das ist in jedem Fall ein Irrtum – der Mensch war immer schon ein Allesfresser, und schon vor 20.000 Jahren haben die Menschen sich in schwierigen Zeiten nur von Wurzeln und anderem Wintergemüse ernährt. Der Mensch ist aus früheren Zeiten also daran gewöhnt, auch für längere Zeit auf bestimmte Lebensmittel zu verzichten.